Mixed Softball: Wuppertal Hit Hunters gewinnen Champions League 2022 Tübingen Hawks erreichen Platz neun

Endlich wieder Champions League! Nach zwei Corona bedingten Jahren ohne, fand dieses Jahr die deutsche Meisterschaft im Mixed Fastpitch Softball wie bereits 2017 und 2014 in Werl, Westfalen statt, dem (unverändert) drittgrößten Marienwallfahrtsort Deutschlands und der Geburtsstadt von Martin Kree, ehemals VfL Bochum und Borussia Dortmund und vor fast genau dreiundzwanzig Jahren Gewinner der Fußball-Champions League.

Die Tübingen Hawks reisten mit einem kleinen, aber feinen zwölfköpfigen Team an, das neben bekannten Gesichtern noch um die CL-Neulinge Kylee und Mak, das US-amerikanische Pitch & Catch-Duo aus Helles Bundesliga Softballerinnen-Kader verstärkt wurde.

Die knapp sechsstündige Anreise wurde im Auto Helber untermalt von Ton Steine Scherben zu einem finanzwissenschaftlichen Seminar über die „Ziele und Grenzen der steuerlichen Umverteilung in Deutschland“ genutzt. Im Auto Koch wurden bei „Ausgewählte Probleme der App-basierten GPS-Standortbestimmung in Funklöchern entlang bundesdeutscher Autobahnen“ eher technische Schwerpunkte gesetzt.

Outfielder Simon hatte vom urlaubsbedingt abwesenden Jochen die Logistikaufgaben übernommen und uns stadionnah im Grand Hotel Bartels untergebracht, bei dessen Superior Standard im Vergleich zu früheren Jahren jedoch leider die hausgemachte Lavendel-Bodymilk harten Sparmaßnahmen des Managements zum Opfer gefallen war.

Uschis Kleine Kneipe (in unserer Straße) hatte Corona leider nicht überlebt, so dass wir nach dem Abendessen und einer gemeinsamen Qi Gong-Einheit direkt ins Bett gingen, zumal ja auch am nächsten Morgen bereits um 9 Uhr die erste Begegnung angesetzt war.

Da gab es jedoch zunächst einmal ein böses Erwachen. Halb acht und keine Brötchen da, „weil der Bäcker noch nicht auf hat“.

 

„Ja, nee, is‘ klar!“ dachten wir, aber nach leichter Hektik und hastigem Hinunterschlingen der dann doch noch angelieferten Teigwaren schafften wir es immerhin rechtzeitig zum ersten Pitch unseres Spiels gegen die Berlin Hangaraounds auf dem Feld zu stehen.

Am Sonntag in der Früh um Neun ging es gegen die Munich Marvels, für uns stand Sina im Pitcherinnenkreis und Rudi gönnte trotz alter Knochen Catcherin Mak eine Pause hinter der Platte. Im ersten Inning waren noch nicht alle so ganz bei der Sache und wir wackelten mit vier Gegenruns wieder ein bisschen. 2nd Base Frau Silje sorgte jedoch mit zwei Aus dafür, dass das Auftaktinning nicht erneut in ein Gemetzel ausartete. Im zweiten Inning erzielten ein Double von Short Stop Günther (1 RBI), ein Single von 1st Base Mann Gregor (2 RBIs) und ein Single von Right Fielder Feldi (2 RBIs) den 5-5 Gleichstand. Sina machte anschließend mit 4 K’s defensiv den Sack zu und so konnte die Offensive entspannt eine Party starten.

Kylee kam als Left Fielderin für Simon, der nach heldenhaftem Katinka Helber-Gedächtnissliding ausgetauscht werden musste, um sich in einer nicht lizenzierten Werler Pop Up-Klinik (Frauke, Du fehlst!) neben dem Cateringwagen, medikamentös flankiert durch Kälbermastpräparate, einer Hauttransplantation zu unterziehen.

Kylee fackelt währenddessen nicht lange und packte ihre große Keule aus. Mit einem In the Park Home Run und einem Triple sorgte sie für 3 Punkte. Da wollte sich dann auch Gregor nicht lumpen lassen und hämmerte nach Single und Double mit 4 RBIs in den frühen Innings im vierten Durchgang mit einem No Doubter ins Right Field noch unseren einzigen Home Run des Turniers (3 RBIs) über den Zaun.

Außerdem offensiv glänzen konnten 3rd Base Mann Dori (Triple, Double, Single, 3 Runs scored) sowie Silje (2 Singles, Walk und 3 Scores). Am Ende stand ein 15-5 auf dem Zettel und wir stürzten uns zur Stärkung auf den vorzüglichen Deluxe-Burger an der Catering-Station.

 

 

Der Plan war, hinter Pitching Ace Kylee  einen Sieg einzufahren, um so in der Dreiervorrundengruppe das Weiterkommen in die Finalrunde fast schon sicher zu haben.

 

Defensiv ging die Rechnung auch voll auf, denn Kylee hatte den Gegner mit sechs Strike Outs über vier Innings komplett im Griff. Offensiv kamen wir jedoch anfangs noch nicht in die Gänge, da der eine oder andere sensible Biorhythmus vom unruhigen Frühstück noch etwas aus dem Tritt war.

Im dritten Inning platzte jedoch der Knoten. Lead Off Kylee walkte, Singles von Centre Fielder Dori und Helle (3rd Base) folgten. Right Fielderin Krisi lieferte anschließend den ersten RBI und Catcherin Mak setzte noch einen 2 RBI Single oben drauf. Im vierten Inning erhöhte Helle mit einem weiteren 2 RBI Single auf 5-0 und in der Defense beendete schließlich Krisi mit einem schönen Catch nach Sprint ins shallow Centre Field die Partie.

 

Wir waren voll im Plan und freuten uns schon über die vermeintliche Weichenstellung in die Finalrunde, hatten aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Völlig überraschend verloren anschließend die Spartan Baboons, das dritte Team unserer Gruppe, gegen die Berliner und wir mussten in der finalen Vorrundenbegegnung möglichst gewinnen, zumindest jedoch nicht allzu hoch verlieren, um weiterzukommen.

 

Zuversichtlich gingen wir mit Pitcherin Sina und vor den Augen unseres ehemaligen Teammitglieds Kris „Bäm Bäm“ Kunde, der mit seinen Söhnen Jack und Finn aus Münster zum Anfeuern gekommen war, in das Spiel gegen die Dortmunder, die wir in bislang zwei CL-Begegnungen noch nicht bezwingen konnten. Um es vorwegzunehmen, die Baboons müssen wohl offiziell in den Rang eines Angstgegners erhoben werden, denn gleich das Auftaktinning ging defensiv spektakulär in die Hose. Mit einem im Vergleich zu ihrem ersten Spiel völlig veränderten Line Up droschen die Spartaner uns wie gewohnt Raketen um die Ohren, fanden ein ums andere Mal die Lücke unseres Infieldes oder hauten ihre Line Drives ins Outfield, sodass wir schnell mit 0-4 hinten lagen. Der Schaden hätte noch begrenzt werden können, wäre es uns gelungen, das dritte Aus zu machen, als wir die eine Chance dazu hatten. Dies zu Unterlassen wurde durch einen Grand Slam Home Run sofort hart bestraft. Als Catcherin Mak endlich mit präzisem Wurf zu Short Stop Günther einen stehlenden Base Runner für das dritte Aus erwischen konnte, stand es 0-10 und es damit nicht gut um Tübingens Sache. Zwar stabilisierten wir uns anschließend etwas und gingen mit einem 2-14 in das abschließende offensive vierte Halbinning. Doch war klar, es mussten jetzt Punkte her, um noch eine Chance aufs Weiterzukommen zu haben. Dies gelang dann auch, da wir wohl mittlerweile Spartas Pitcher ermüdet hatten. Fünf Punkte konnten durch vor allem Walks und Wild Pitches erzielt werden, dann jedoch war bei 7-14 Schluss und es musste gezittert und gerechnet werden.

Die komplizierte, aber super faire Tie Breaker-Regel bei Gleichstand aller Teams, war die Differenz erzielter Runs pro Offensiv-Inning abzüglich der kassierten Runs pro Defensiv-Inning.

Hierbei zogen wir mit minus 0,5 gegenüber minus 0,375 der Berliner Hangaraounds um Haaresbreite den Kürzeren. Ein Offensivrun mehr und wir wären in die Finalrunde eingezogen. So ging es stattdessen in die Trostrunde, in der bestenfalls noch Platz 9 erzielt werden konnte. Dies war um so bedauerlicher, da sich hinterher herausstellte, dass die Baboons kein weiteres Spiel mehr gewinnen sollten und die Berliner es mit ihrem Team bis ins Halbfinale und auf Platz vier schafften.

Es blieb jedoch nicht viel Zeit zum Trauern oder Wundenlecken, denn es ging unverzüglich weiter gegen die Niku Jahgas, eine singende Japanertruppe aus Berlin, die zwischen den Spielen auf der Tribüne ihre Reiskocher auspackten, da das übrigens ausgezeichnete Catering der Werler Wölfe als Ausrichter nicht so ganz ihren Geschmack traf.

Es pitchte erneut Kylee und die zierliche College-Spielerin aus den USA ließ wieder keine Zweifel daran aufkommen, wer die Chefin auf dem Platz war. Fünf Strike Outs über vier Innings und nur zwei Base Runner ließen defensiv nichts Zählbares zu. Im Centre Field zog Dori seine Kreise und kannte bei einem langen Fly Out auf einen Change Up keine Gnade. Im souveränen Infield gelangen Catcherin Mak und 3rd Base Mann Helle bei einem Heads Up Play ein Text Book Run Down gegen einen unvorsichtigen Runner, so dass auf dieser Seite des Scoreboards die Null stand.

Die Offensive fand ebenfalls ihren Groove. Der pausierende Simon ließ Helle von seinem Zaubertrank kosten und dieser reagierte darauf prompt mit einer 6 RBI-Leistung dank eines Singles, eines Doubles und eines In the Park Home Runs. Left Fielder Rudi, Short Stop Sina sowie Mak steuerten ebenfalls noch je 2 RBIs bei und es konnte der ein klein wenig versöhnliche 14-0 Abschluss des Samstages eingefahren werden.

 

Der Tag war jedoch noch nicht ganz zu Ende, denn nachdem wir noch ein spannendes Spiel der Aachener Greyhounds um die ehemalige Tübingerin Patri Uribe gesehen hatten, ging es nach kurzem Frischmachen noch zum gemeinsamen Abendessen und spätestens dabei drehte das Stimmungsbarometer dann auch bei Chi-Yuan („Günther“) wieder auf Hoch.

Den spielerischen Abschluss des Turniers bildete die Partie gegen unseren Lokalrivalen Karlsruhe Cougars, die über das Erreichen des maximal noch möglichen 9. Platzes entschied.

 

Auch aus Prestigegründen wollten wir dabei ungern das Nachsehen haben und boten mit Kylee und Sina pitchermäßig noch einmal alles auf. Kylee „Shut Out“ machte zunächst da weiter, wo sie aufgehört hatte. Offensiv war die Sache verhältnismäßig einfach, da Pitcher Jakob an diesem Tag keine Strikes werfen konnte und nach dem ersten Inning durch Walks und RBIs von Krisi und Feldi mit 6-0 schnell eine deutliche Führung auf dem Scoreboard stand. Diese sollte dicke ausreichen, da Kylee und Closerin Sina (3 K’s letzten Inning) nichts zuließen und mit Unterstützung der, wenn sie einmal gebraucht wurde, sicheren Defense um Short Stop Günther den 12-0 Sieg nach Hause brachten.

 

Als Fazit bleibt, das die Tübingen Hawks mit einer gehörigen Portion Unglück und letztlich wegen eines einzigen schlechten Innings schon etwas unter ihren Möglichkeiten geblieben waren.

Vor allem aufgrund der beeindruckenden Leistung unserer Pitcherinnen (Kylee: 11 Innings, 14 K’s, ERA 0,00; Sina: 8 Innings, 7 K’s) wäre eigentlich mehr drin gewesen. Kylee war dabei dermaßen lights out, dass sie mit Abstand zur besten Pitcherin des Turniers gewählt wurde.

 

Es wäre also mehr drin gewesen und insofern war das Abschneiden mit Rang 9 ein bisschen schade. Dies tat jedoch der positiven Gesamtbeurteilung des Champions League-Wochenendes keinen Abbruch.

Wir Mixies hatten viel Spaß, der Spirit war gut und alle Spielerinnen und Spieler wurden beinahe im selben Maß eingesetzt. Bleibt nur zu hoffen, das wir auf die nächste CL-Teilnahme nicht wieder drei Jahre warten müssen.

 

Unsere Top Hitter: Gregor (10 RBIs), Helle (9 RBIs), Mak (6 RBIs)

Unsere Top Scorer: Kylee (9 Runs), Sina (8 Runs), Dori (7 Runs)

 

Steffen Franz, Tübingen Hawks